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Ein leidiges Frauenthema: Gebärmuttersenkung.


Konservative Therapie steht in der Kreisklinik Ebersberg an erster Stelle

Gebärmuttersenkung - Konservative Therapie in der Kreisklinik Ebersberg

Ebersberg, Januar 2017 – Ist der weibliche Beckenboden geschwächt, kann es zu einer Senkung der Gebärmutter (Uterus) – oft zusammen mit Blase oder Darm – Richtung Scheidenausgang kommen. Folge ist meist ein Druckgefühl, manchmal verbunden mit Inkontinenz. Wir sprachen mit Dr. Thomas Krapp, Oberarzt in der Gynäkologie der Kreisklinik Ebersberg, über Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Senkungsbeschwerden.

Dr. Krapp, wie kommt es zu einer Gebärmuttersenkung?
Man muss sich den die Gebärmutter umgebenden Halteapparat wie eine Art Hängematte vorstellen, die den Uterus in seiner Lage hält und auch Blase, Scheide, Harnröhre und Darm den notwendigen Halt gibt. Sind Muskulatur und Bänder geschädigt und geben nach, kann daraus eine Senkung resultieren. Der vordere Teil des Uterus liegt in unmittelbarer Nähe zur Harnblase, der hintere zum Darm. Je nachdem, welcher Bereich betroffen ist, können sich Blase, Darm oder die Gebärmutter absenken. Häufig treten diese Senkungen kombiniert auf.

Passiert so etwas plötzlich oder gibt es Symptome, die eine Senkung ankündigen?
Es ist ein schleichender Prozess. Der Schweregrad reicht von einer leichten Senkung bis hin zum Totalprolaps – also des Heraustretens der Gebärmutter vor die Scheide. Die Beschwerden sind abhängig vom Schweregrad. Die Patientinnen berichten über ein Druck- oder Fremdkörpergefühl in der Scheide, ein unangenehmes Gefühl beim Geschlechtsverkehr bis hin zu Entleerungsstörungen von Blase und Darm oder unfreiwilligen Urinverlust. Lebensbedrohlich ist eine Senkung aber nicht.

Was sind die Ursachen?
Meist ist es eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur, bedingt entweder durch eine angeborene Bindegewebsschwäche, vorangegangene Geburten – besonders von schweren Kindern –, Geburtsverletzungen wie zum Beispiel ein Dammriss oder hormonelle Störungen, etwa ein Östrogenabfall in den Wechseljahren. Daher sind vorwiegend Frauen ab 50 Jahren betroffen. Weitere Ursachen können aber auch eine zu hohe Belastung der Muskulatur und des Bandapparates durch schwere körperliche Arbeit und langes Stehen sein, ebenso wie Lungenerkrankungen mit chronischem Husten oder Übergewicht. Meist kommen jedoch bei einer Uterussenkung mehrere Faktoren gleichzeitig zusammen.

Muss eine Senkung operativ behoben werden?
Nicht unbedingt. Zuallererst ist die Diagnose wichtig. In einem ausführlichen Krankengespräch bitten wir die Patientin, ihre Symptome genau zu schildern, und führen eine gynäkologische Untersuchung und einen Ultraschall durch. Je nach Ergebnis und Schweregrad der Senkung gibt es verschiedene Therapiewege. In der Kreisklinik Ebersberg steht der konservative Behandlungsversuch immer an erster Stelle.

Was bedeutet das konkret?
Das heißt, wir versuchen zunächst, die Ursachen zu beseitigen oder einzuschränken. Bei einer Beckenbodenschwäche empfehlen wir gezieltes Beckenbodentraining, welches zum Beispiel mit Elektrostimulation und Biofeedback unterstützt und kontrolliert werden kann. Bei Frauen, die sich in den Wechseljahren oder nach der Menopause befinden, empfehlen wir zusätzlich die Anwendung einer östrogenhaltigen Salbe oder von Zäpfchen. Kann oder will eine Patientin nicht operiert werden, gibt es die Möglichkeit, die Gebärmutter mit Hilfe eines Pessars wieder an ihre ursprüngliche Stelle zurückzubringen. Das ist meistens ein Kunststoffring, der in die Scheide eingeführt wird.

Und wenn die Maßnahmen zu keiner Linderung der Beschwerden führen?
Dann gibt es verschiedene operative Möglichkeiten. Bei Senkung der Blase oder des Darms erfolgt in der Regel eine sogenannte vordere oder hintere Scheidenplastik. Hierbei wird kein Fremdkörper in die Scheide eingenäht, sondern eine Straffung des Bindegewebes durchgeführt und somit ein Anheben der Blase oder des Darms erzielt. Die Alternative wäre ein Kunststoffnetz, das zwischen Scheide und Blase beziehungsweise Darm angebracht wird. Der Nachteil ist, dass es sich um einen Fremdkörper handelt und somit ein Risiko von Wundheilungsstörungen und anderen Beschwerden besteht. Daher wenden wir diese Methode in Ebersberg nur bei wiederholten Problemen an. Beide Eingriffe erfolgen vaginal, also über die Scheide. Hat sich der Uterus zentral gesenkt, kann er entweder über eine Bauchspiegelung oder über die Scheide angehoben und am Kreuzbein beziehungsweise am Bandapparat des Beckens fixiert werden.
Bei einer Senkungsoperation kann die Gebärmutter ganz oder teilweise mit entfernt werden, muss aber nicht.

Wie kann man einer Senkung vorbeugen?
In erster Linie durch eine gesunde Lebensweise, regelmäßiges Beckenbodentraining und lokale Östrogentherapie der Scheide nach den Wechseljahren.

Das Gespräch führte Sybille Föll


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