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Positiver Start für die Akutgeriatrie in der Kreisklinik Ebersberg


Landrat Robert Niedergesäß besuchte die neue Station

Positiver Start für die Akutgeriatrie in der Kreisklinik Ebersberg
Landrat Robert Niedergesäß testet eines der Mobilisierungsgeräte für Patienten, angeleitet von den Chefärzten Prof. Thomas Bernatik und Artur Klaiber (nicht im Bild) sowie dem Stationsleiter Wolfgang Lenhardt. Foto: kk/sf

Ebersberg, September 2019 – Seit 1. Juli ist die neue akutgeriatrische Station in Betrieb. Wie sind die Erfahrungen der ersten 10 Wochen? Davon wollte sich Landrat Robert Niedergesäß überzeugen und traf sich hierzu beim Besuch auf der neuen Station mit dem Leiter Wolfgang Lenhardt sowie den zuständigen Chefärzten Dr. Artur Klaiber von der Orthopädie und Unfallchirurgie und Prof. Thomas Bernatik von der Inneren Medizin I.

Herr Landrat, worin sehen Sie die Bedeutung der Akutgeriatrie?
Im Hinblick auf eine immer länger lebende Gesellschaft wurde bereits 2015 im Kreistag ein demogra-fisches Gesamtkonzept erarbeitet mit der Zielstellung, Menschen jedes Alters im Landkreis ein angenehmes Leben mit den jeweils entsprechenden Angeboten zu ermöglichen. Die Gesundheitsinfrastruktur ist ein zentraler Standortfaktor für unsere Bürger. Für ältere Patienten ist die Akutgeriatrie ein wichtiger Mosaikstein in diesem Gesamtkonzept, denn die Therapie auf dieser Station fördert ein selbstbestimmtes Leben zu Hause bis ins hohe Alter. Deshalb sind wir vom Aufbau der Akutgeriatrie begeistert und freuen uns, dass mit der Fertigstellung der Generalsanierung des Bettenbaus im April die räumlichen Voraussetzungen für dieses neue und wichtige Angebot geschaffen werden konnten.

Welche Patienten werden auf der Station behandelt?
Prof. Bernatik: Ältere Menschen ab zirka 70 Jahren aufwärts, die mit einer akuten Erkrankung zu uns in die Klinik kommen, zum Beispiel einem Knochenbruch nach einem Sturz, mit einer Lungenentzündung oder einem Schlaganfall. Meistens bestehen gleichzeitig noch mehrere andere Grunderkrankungen, darunter die Parkinson-Krankheit, Blutarmut oder einfach nur eine Mangelernährung. Vor dem Unfall oder dem Infekt waren sie aber mobil und führten ein selbstständiges Leben – das ist ein wich-tiges Kriterium für die Behandlung in der Akutgeriatrie, denn die Menschen sollen hier wieder mobilisiert werden und zu ihrer ursprünglichen Vitalität zurückfinden. Da die Akutgeriatrie Bestandteil der Inneren und der Unfallchirurgie ist, sind es ausschließlich Patienten dieser Abteilungen.

Bleiben sie dort erst ein paar Tage, bevor sie in die Akutgeriatrie verlegt werden?
Dr. Klaiber: Nein. Noch in der Notaufnahme ziehen wir einen geriatrischen Arzt hinzu und entscheiden, ob der Patient von der Behandlung in der Akutgeriatrie profitieren würde. Wenn ja, wird er sofort beziehungsweise nach der operativen Therapie dort aufgenommen. Sowohl aus der Inneren Medizin als auch der Unfallchirurgie ist immer ein Arzt auf der Akutgeriatrie. Hier erhält der Patient somit zusätzlich eine umfassende, ganzheitliche Therapie, die ihn wieder auf die Beine bringt und sich darüber hinaus auch vorbeugend auswirkt.

Inwiefern kann die Akutgeriatrie Erkrankungen vorbeugen?
Lenhardt: Stürze zum Beispiel passieren oft durch falsches Gehen oder Kraftverlust. Gehtraining oder Muskelstärkung können da helfen. Wir zeigen den Patienten auch, wie sie nach einer Operation schmerzfrei aus dem Bett aufstehen oder sich mit einem Armgips sicher bewegen können, ohne Fehlhaltungen einzunehmen oder das Gleichgewicht zu verlieren. Mangelernährung kann ebenso zu einem Kraftverlust führen. Oft haben die Patienten eine Schluckstörung und essen deshalb weniger. Ein Logopäde trainiert dann mit ihnen das Schlucken.

Aus welchen Spezialisten besteht Ihr Team?
Lenhardt: Im Team gibt es Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, eine Psychologin und geriatrisch ausgebildete Pflegekräfte. Trotz der kurzen Zeit seit der Inbetriebnahme haben wir dank des großen gemeinsamen Engagements einen Stationsablauf, der schon jetzt alle Anforderungen an die komplexen Therapiemaßnahmen erfüllt.
Dr. Klaiber: Mit Herrn Lenhardt haben wir auch einen sehr kompetenten und erfahrenen geriatrischen Arzt gefunden. Die Station leistet hervorragende Arbeit. Ein Patient zum Beispiel litt an einer Verengung des Wirbelsäulenkanals und damit verbundenen Bewegungseinschränkungen durch den Druck auf Nervenbahnen. Er war drei Monate bettlägerig. Nach der Operation wurde er sofort in der Akutgeriatrie behandelt und ist jetzt wieder mobil.

Wie entstand das Konzept für die Akutgeriatrie?
Prof. Bernatik: Dr. Klaiber sah schon vor zehn Jahren die Vorzüge einer solchen Behandlung. Als ich vor etwa sieben Jahren an die Kreisklinik kam, haben wir die Idee gemeinsam weiterentwickelt und bestehende Einrichtungen besucht. Wir denken, dass die internistisch-unfallchirurgische Akutgeriatrie Modellcharakter besitzt und auch auf andere Abteilungen ausgeweitet werden wird. Sie ist sehr arbeitsintensiv, aber wir wollen damit ein weiteres Zeichen setzen für die optimale Behandlung unserer Landkreis-Patienten.
Dr. Klaiber: Wichtig war uns auch ein ganzheitliches Konzept, zu dem auch das Umfeld gehört. Im großen Aufenthaltsraum können sich die Patienten treffen, Gesellschaftsspiele spielen und alle nehmen dort gemeinsam an den Mahlzeiten teil, auch wenn sie noch nicht mobil sind. Das weckt die Lebensgeister. Die Station ist außerdem nach dem Motto ‚Kino der 60er-Jahre’ gestaltet mit Filmplakaten von Klassikern wie ‚Frühstück bei Tiffany’s’ und Abbildungen von Filmrequisiten an den Schildern der Patientenzimmern. Die Patienten erinnern sich gerne an diese Zeit in ihrer Jugend.

Das Gespräch führte Sybille Föll, Freie Journalistin


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