Lebererkrankungen
In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu enormen Fortschritten im Grundlagenverständnis von Lebererkrankungen, in den diagnostischen Möglichkeiten, ebenso wie in den Therapieoptionen. Eine zunehmende Zahl von früher schicksalhaft verlaufenden Lebererkrankungen ist dadurch inzwischen heilbar bzw. vermeidbar geworden.
In der Inneren Abteilung der Kreisklinik Ebersberg versuchen wir, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen und unseren Patienten wohnortnah eine optimale Beratung, Diagnostik und Therapie anzubieten. Falls in seltenen Fällen notwendig, stellen wir die Weichen für ein weiterführendes Therapiekonzept z. B. in Zusammenarbeit mit Münchner Transplantationszentren.
Entscheidend für eine optimale Behandlung von Erkrankungen der Leber ist – wie in anderen medizinischen Bereichen auch – eine exakte Einstufung der Erkrankung durch die entsprechende Diagnostik.
Diese läuft prinzipiell in Form einer Stufendiagnostik ab. Das heißt, wir versuchen zunächst, möglichst nicht-invasiv durch genaue Anamnese, Laboruntersuchungen und Ultraschalldiagnostik eine Klärung des Krankheitsbildes herbeizuführen.
Erst in zweiter Linie würden wir die Indikation zu aufwändigeren radiologischen Untersuchungen stellen bzw. zu invasiven Verfahren wie ultraschallgezielter Leberpunktion oder einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) als letztem Schritt im diagnostischen Ablauf.
Diagnostik
Labortechnische Basisuntersuchungen können wir rund um die Uhr im hauseigenen Labor durchführen, hier stehen die Werte innerhalb von max. einer Stunde zur Verfügung. Bezüglich weiterführender spezieller Untersuchungen, z. B. bei Verdacht auf eine virale oder autoimmune Lebererkrankung kooperieren wir mit einem Münchner Großlabor, bei genetischen Fragestellungen wie z. B. dem Verdacht auf eine Eisenspeicherkrankheit arbeiten wir mit dem Medizinisch Genetischen Zentrum München zusammen.
Die Sonographie besitzt in der Abklärung von Lebererkrankungen einen hohen Stellenwert. Sie ist für den Patienten subjektiv nicht belastend und im Gegensatz zur Röntgendiagnostik auch mit keiner Strahlenbelastung verbunden. In der Kreisklinik stehen uns hierfür zwei hochauflösende, so genannte High-End-Ultraschallgeräte zur Verfügung, die selbstverständlich auch über Farbkodierung zur Durchblutungsmessung an der Leber und anderen Organen verfügen.
Eine hilfreiche Neuentwicklung ist in diesem Zusammenhang die Kontrastmittelsonographie. Hierbei werden 1 - 2 ml einer Suspension von gasgefüllten Mikrobläschen intravenös verabreicht und über die nächsten Minuten in ihrem Verteilungsmuster in der Leber oder auch in anderen Organen beobachtet. Es lassen sich hiermit umschriebene Leberveränderungen degenerativer, entzündlicher oder auch tumoröser Natur genau darstellen und häufig bereits artdiagnostisch zuordnen.
Nicht alle Erkrankungen der Leber lassen sich mit Labor- und Ultraschalldiagnostik alleine sicher einordnen bzw. in ihrer Schwere und ihrem Stellenwert für den Patienten sicher zuordnen. In diesen Fällen kann eine Entnahme von Lebergewebe durch eine Punktion weiterhelfen.
Durch die ultraschallgezielte Punktionstechnik ist, im Gegensatz zur Ära vor der Sonographie, die Leberpunktion zu einer sehr sicheren Methode geworden. Die Punktionsnadel wird im Verlauf des Eingriffs stets im Ultraschallbild kontrolliert, so dass zum einen eine sehr gezielte Gewebsentnahme möglich ist, zum anderen die Gefahr einer Fehlpunktion z. B. großer Gefäße oder der Gallenblase auf ein Minimum reduziert wird.
Für den Patienten ist die Punktion durch die Bauchdecke aufgrund der Verwendung sehr dünner Nadeln immer wieder erstaunlich wenig belastend.
Im Rahmen der diagnostischen Abklärung ist es gelegentlich notwendig, über die Ultraschalldiagnostik hinaus noch eine Computertomographie oder Kernspintomographie der Bauchorgane durchzuführen. Hier besteht eine sehr enge Kooperation mit der Radiologischen Abteilung im Haus.
In sehr seltenen Fällen ist es sinnvoll, Gewebsentnahmen aus der Leber unter direkter optischer Sicht durchzuführen bzw. die Leberoberfläche direkt optisch zu inspizieren. In diesen Fällen kooperieren wir mit der Chirurgischen Abteilung der Kreisklinik bei der Durchführung von Bauchspiegelungen (Laparoskopien).
Therapie von Leberkrankheiten
Zur Behandlung von Lebererkrankungen kommt – in Abhängigkeit vom speziellen Krankheitsbild – eine ganze Reihe verschiedener Maßnahmen in Frage. In vielen Fällen ist zur Behandlung eine Umstellung der Lebensweise erforderlich, zum Beispiel bei alkoholbedingten oder stoffwechselbedingten Lebererkrankungen, ausgelöst durch Übergewicht, Bewegungsmangel und evtl. zusätzlich bestehende diabetische Stoffwechsellage.
In der Kreisklinik Ebersberg können wir Sie aufgrund der gewachsenen breiten Fachkompetenz hinsichtlich dieser notwendigen Umstellung beraten und Sie dabei unterstützen.
Hierfür bieten wir Ihnen u. a. an:
- medizinische Diagnostik, Beratung, Therapie
- Ernährungsberatung
- Diabetesberatung
- Unterstützung durch die Psychosomatische Medizin
- Suchtberatungsambulanz der Caritas
Virusbedingten Lebererkrankungen lassen sich im Fall der Hepatitis A und B durch eine rechtzeitig durchgeführte Impfung effektiv vorbeugen. Chronische Virus Hepatitiden, speziell die chronische Hepatitis B und C, stellen einen erheblichen Risikofaktor für die Entwicklung einer Leberzirrhose bzw. eines Leberzellkarzinoms dar.
In den letzten Jahren gab es eine Reihe ganz erheblicher Fortschritte im Bereich der medikamentösen Therapie chronischer Hepatitiden.
Die chronische Hepatitis C lässt sich in Abhängigkeit von Genotyp des Virus und Immunitätslage des Patienten inzwischen bis zu 2/3 der Fälle ausheilen. Bei der chronischen Hepatitis B ist die komplette Ausheilung zwar nicht möglich, mit den inzwischen zur Verfügung stehenden Therapeutika lässt sich aber die Virusvermehrung wesentlich eindämmen und dadurch das Zirrhose- und Leberkrebsrisiko für die betroffenen Patienten reduzieren.
Wir in der Klinik können die Weichen für die Einleitung einer derartigen Therapie stellen. Die Durchführung der Therapie, die sich über mehrere Monate bis Jahre erstreckt, erfolgt in enger Kooperation mit den behandelnden niedergelassenen Kollegen.
Ähnliches gilt für autoimmunbedingte Leber- und Gallenwegserkrankungen, für die inzwischen gute medikamentöse Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Aufgrund des langjährigen Verlaufes dieser Krankheiten ist hier ebenfalls eine gute Kooperation zwischen Klinikarzt bzw. niedergelassenem Gastroenterologen und Hausarzt erforderlich.
Im fortgeschrittenen Stadium chronischer Lebererkrankungen, insbesondere im Stadium der Leberzirrhose, steht häufig die Behandlung aufgetretener Komplikationen im Vordergrund. Wir können in der Klinik selbstverständlich aufgetretenen Aszites ("Bauchwasser") therapieren, sei es medikamentös oder durch ultraschallgestützte Punktion.
Für die Behandlung erweiterter Venen in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) besitzt die Endoskopie einen hohen Stellenwert. Mit ihr lassen sich sowohl akute Blutungen notfallmäßig beherrschen, als auch Varizen vorbeugend zur Blutungsprophylaxe veröden. Auch hier ist das Vorhandensein der hepatologischen und endoskopischen Expertise in einer Hand für den Patienten sicherlich von entscheidendem Vorteil.
In Einzelfällen stellt sich die Indikation für spezielle radiologische Therapieverfahren (wie z.B. der "transjugulären portosystemischen Stentanlage, TIPSS") für die Durchführung einer Lebertransplantation, die wir in der Kreisklinik nicht durchführen können. Dafür arbeiten wir eng mit den entsprechenden Münchner Zentren zusammen.